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GEW Kreisdelegiertenkonferenz in Wollingst am 7. November 2023
Anders als in den Vorjahren kann die diesjährige KDK eine starke Beteiligung verzeichnen: 43 anwesende Wahlberechtigte, dazu unsere Bezirksvorsitzende Karina Krell und der Bezirksvorsitzende des DGB, Lutz Bock in Präsenz. Was will man mehr?
Sönke Hansen als Team-Vorsitzender beginnt die Tagung mit einer kurzen Begrüßung, indem er besonders auf die bewegten Zeiten hinweist, die uns weltweit beeinflussen, insbesondere mit den Kriegen in der Ukraine und im Gaza-Streifen, was Einfluss bis in unsere Schulen hat (Flüchtlinge, zum Teil Stellvertreter-Streit).
Die weiterhin schlechte Personallage verschärft die Lage vor Ort ebenfalls, auch der Nachwuchs macht sich nach wie vor rar, nicht nur im LK Cuxhaven, aber hier besonders.
Lutz Bock, Bezirksvorsitzender des DGB, ergänzt, dass überall Beschäftigte fehlen. Er kritisiert, dass Zugewanderte nicht einfacher Platz im Arbeitsmarkt finden. Syrer, Afrikaner und Türken sind nach wie vor das Gros der Einwanderer, nicht Afrikaner, daher sei die Flüchtlingsdebatte in diesem Punkt verzerrt. Der Fachkräftemangel ist teilweise so massiv, dass die Produktion in Firmen zurückgefahren wird. Der DGB steht an der Seite der Lehrkräfte und der übrigen in Schule Beschäftigten.
Karina Krell, Bezirksvorsitzende GEW Lüneburg, bietet allen Kreisverbänden ihre Unterstützung an.
Obwohl dies die erste Veranstaltung in Präsenz seit Amtsbeginn vor 2,5 Jahren in Cuxhaven ist, ist Karina gleichwohl vertraut mit dem Cuxland, das sie von früheren Veranstaltungen, und nicht zuletzt durch die Pädagogische Woche in Cuxhaven kennt. Nicht zuletzt hat sie selbst ihre gewerkschaftliche Heimat im Nachbarlandkreis Stade.
Karina lobt unseren Kreisverband als sehr präsent, zum Beispiel bei den BDK und Demos (z.B. Hannover). Wir zeigen, wie es gehen kann, denn Austausch und Meinungsbildung ist wichtig. Es ist wichtig, Strömungen vor Ort zu sammeln, um diese nach Hannover mitnehmen zu können.
Zum Thema A13 für alle (bis auf Quereinsteiger) berichtet Karina, dass es ab kommendem Schuljahr die Anhebung in einem Rutsch und nicht häppchenweise geben wird. Die Gewerkschaften haben dafür gemeinsam gekämpft.
Sie wirbt dafür, dass wir weiterhin auch Werbung machen bei Nicht-Gewerkschaftlern. Wir kämpfen schließlich auch für die Nicht-Solidarischen, aber alle profitieren. Daher sind Werbeplakate im Umlauf, die auf die Wichtigkeit der Gewerkschaften hinweisen.
Das so genannte Abstandsgebot bei der neuen Besoldung wird eingehalten, aber nur bei geringeren Ämtern. Laut Landesregierung ist die Anhebung nicht der Angst vor Abwanderung in andere Bundesländer geschuldet, sondern der Gerechtigkeit wegen eingeführt (gleich langes Studium). Allerdings ist zu monieren, dass es doch keine komplette Gleichheit gibt, weil das Gymnasial-Einstiegsgehalt A13 Z beträgt.
Jan Lückert ergänzt an dieser Stelle in Hinblick auf die derzeitige Entwurfsfassung seitens der Landesregierung: Unter A14 sollte keine Schulleitung besoldet werden, egal, wie klein die Schule ist. Der Grundaufwand ist an allen Schulen gleich. Dem kann Karina nur zustimmen, ist die Abstimmung mit den Füßen doch seit Langem in Form vieler unbesetzter Stellen insbesondere an Grundschulen bekannt. Zudem sind noch nicht alle Eventualitäten berücksichtigt, hier muss an einigen Stellen noch nachgebessert werden.
Ferner berichtet Karina von der LDK vor den Herbstferien, wo der Landesvorsitzende Stefan Störmer im Amt bestätigt wurde, wie auch sein Stellvertreter-Team.
(Hervorzuheben ist, dass zwei der drei Anträge aus dem Bezirk Lüneburg aus dem LK Cuxhaven kamen! Der Wunsch nach einer Klassenlehrer-Entlastungsstunde wird weitergegeben, die „Pauschale Beihilfe für freiwillig gesetzlich Versicherte“ gilt als unstrittig. Dadurch gibt es einen zusätzlichen Schub, es ist aber ohnehin GEW-Linie.
Anne Westerfeld zeigt sich wenig begeistert über die Tatsache, dass „die Anträge des kleinen Mannes“ am Ende der LDK aus Zeitmangel nicht diskutiert wurden. Es wurde zu scheinbar wichtigeren Dingen (zu) viel diskutiert. Dies ist aber kein neues Problem für Konferenzen in dieser Gremienhöhe, so Karina.
Zum so genannten Prio-Erlass erläutert Karina die GEW-Linie:
Wenn in einer Schule aufgrund der Unterrichtsversorgung nicht genügend Stunden zur Verfügung stehen, müssen Stand Jetzt Zusatzbedarfe (u.a. Förderstunden, Nachmittagsunterricht) komplett gestrichen sein, bevor man an den Pflichtunterricht geht.
Die GEW geht dagegen an. Zum Teil sind 25% aller zu erteilenden Stunden Zusatzbedarf und auch unbedingt gleichwertiger Bedarf, weil sie zum Gelingen der Schule maßgeblich beitragen.
Abschließend berichtet Karina von den aktuell laufenden Tarifverhandlungen. Ein Anschluss an den TVÖD ist angestrebt, aber schwierig umzusetzen. Die TDL (Arbeitgeber) hat die ersten Forderungen zurückgewiesen, was nicht unüblich ist. Wohnzulage für Menschen in teuren Städten wird abgelehnt, man könne ja Wohngeld beantragen. Die Übertragung auf die Beamten ist zudem nicht in Stein gemeißelt und somit kein Selbstgänger. Daher müssen Leute mobilisiert werden. Wir müssen das Gefühl geben, dass niemand alleine ist.
Es folgen diversen (Wieder-) Wahlen bezüglich der Referate. Hervorzuheben ist die Wiederwahl von Marcel Akrami, der das Vorsitzendenteam des KV Cuxhaven um weitere zwei Jahre bereichert. Nach einem kurzen Bericht der Vertreterinnen des Bezirkspersonalrats wird der Vormittag abgeschlossen mit der Abstimmung über diverse Anträge der FG Schulsozialarbeit und des OV Bederkesa, welche mit großer Mehrheit angenommen werden, sowie der Wahl der Delegierten für die BDK am 9. April 2024.
Die diesjährige KDK wird abgerundet durch einen Vortrag von Sebastian Frese vom NIG Bederkesa, der uns aus der Praxis für die Praxis einen Einblick gibt in das Thema Künstliche Intelligenz (KI) am Beispiel Chat GPT.
Wie kann man dieses Programm in den schulischen Kontext einordnen? Was haben wir als Publikum eigentlich bereits über Chat GPT gehört?
Wie arbeiten Schüler*innen mit Chat GPT, was können wir als Lehrkräfte tun, um es zu nutzen? Ist es relevant als Unterrichtsinhalt? Denn Schüler*innen müssen künftig damit umgehen können. Oder nicht?
In einem kurzweiligen Vortrag mit vielen Beispielen aus der Praxis bringt Sebastian den interessierten Zuhörer*innen ein Thema näher, mit dem sie in Zukunft immer öfter konfrontiert sein werden. Der Umgang mit Programmen wie Chat GPT wird ohne Zweifel immer wichtiger. Die Aufgabe der Lehrkräfte wird sein, den Schüler*innen Wege aufzuzeigen, die Möglichkeiten auf verantwortungsvolle Weise zu nutzen.
Die abschließende Diskussion zeigt, dass alle sich einig sind, dass das Thema Chat GPT und Co einerseits spannend, andererseits in gewisser Weise aber auch gruselig ist. Aber die Welt ging auch nicht unter, nachdem das Telefon, die Eisenbahn, das Auto, das Radio und das Fernsehen erfunden wurden.
Es ändert sich vieles immer schneller. Damit müssen wir uns arrangieren!
Gregor Bruns-Schröder
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Ein ausführlicher Bericht zu Sebastian Freses Vortrag:
Chat GPT und Co. – Fluch oder Segen? Oder Beides?
Teil der diesjährigen KDK des KV Cuxhaven war Vortrag von Sebastian Frese vom NIG Bederkesa, der uns aus der Praxis für die Praxis einen Einblick gab in das Thema Künstliche Intelligenz (KI) am Beispiel Chat GPT.
Wie kann man dieses Programm in den schulischen Kontext einordnen? Was haben wir als Publikum eigentlich bereits über Chat GPT gehört?
Wie arbeiten Schüler*innen mit Chat GPT, was können wir als Lehrkräfte tun, um es zu nutzen? Ist es relevant als Unterrichtsinhalt? Denn Schüler*innen müssen künftig damit umgehen können. Oder nicht?
Seit der Markteinführung im November 2022 bezog Chat GPT sein Wissen aus einer zuvor angelegten umfangreichen Datenbank, ehe das Programm seit März 2023 Zugriff aufs Internet hat.
Wichtig zu wissen ist, dass alle meine Aktivitäten nachverfolgt werden können, zumal ich eine Mailadresse angeben muss, ehe ich loslegen kann. Dies ist datenschutztechnisch heikel, da die Server in den USA stehen, weshalb unter anderem Whatsapp von Lehrer*innen nicht zur dienstlichen Kommunikation genutzt werden darf. Ähnlich dürfte es sich mit Chat GPT verhalten, sodass ich Schüler*innen im Grunde nicht verpflichten kann, das Programm zu installieren.
Um sich mit Informationen und Texten versorgen zu können, muss man mit „Prompts“ arbeiten. Damit ist im Grunde genommen der Suchbegriff gemeint, aus diesem dann eine Antwort auf die gestellte Frage produziert wird. Wichtig ist vor allem, sich im Vorfeld zu überlegen, wie man den Prompt mit Informationen bestückt. Ein Beispiel: „Gib eine Zusammenfassung über ETA Hoffmanns Geschichte „Der Sandmann“. Einschränkungsmöglichkeiten wären hier zum Beispiel „Niveau 10.Klasse“, „8. Klasse“, „kurz“, „einfache Sprache“.
Die Frage, die sicherlich die meisten Kolleg*innen umtreibt, dürfte lauten: „Kann ich überprüfen, ob die Schüler*innen die Hausaufgaben mit Chat GPT gemacht haben?“
Da gebe ich sinnvollerweise einen Prompt ein, den vermutlich auch die Schüler*innen eingegeben haben könnten.
Auch als Lehrkraft kann ich mir Chat GPT zunutze machen, beispielsweise, indem ich schwierige Sachverhalte einfach erklären lasse wie „Erkläre mir die Photosynthese“, oder indem ich es
als Unterstützung bei Formulierungsfragen bei Fremdsprachen, aber auch bei der Rechtschreibung heranziehe.
Letztlich kann ich sogar Arbeitsblätter erstellen lassen. Hier ist es aber wichtig, eindeutige Prompts zu setzen. Sonst kann es fehlerhaft werden. Gerade Lückentexte lassen sich so schnell erstellen.
Weiterhin lernt Chat GPT durch seinen Internetzugang dazu: Einträge, die zunächst noch inhaltlich fehlerhaft waren, können inzwischen verbessert wiedergegeben werden. Auch gibt es inzwischen die Regel, dass ChatGPT sich weigert, absichtlich Fehler in einen Text einzubauen (und diese auch noch am Ende des Textes separiert aufzuführen). Dies ist vor allem aus ethischer Sicht interessant.
Kurz zusammengefasst: Chat GPT ist ein Nachschlagewerk, das immer besser wird. Es kann Texte bewerten, Arbeitsblätter erstellen, das eigene Ausdrucksvermögen verbessern, eigene Texte Korrektur lesen lassen und Modelltexte erstellen, so Sebastian Frese.
Einige Haken hat Chat GPT dennoch, denn es liefert bei seinen Ergebnissen keine Quellenangaben. Es ist auch keine Moralinstanz. Es reflektiert die Gesellschaft, die offline oder online Daten teilt.
Bezogen auf Schule sieht Sebastian das Problem, dass die starken Schüler*innen durch Chat GPT stärker werden, die schwachen hingegen nicht, besonders wenn sie nur schwach ausgeprägte Medienkompetenz haben.
Sinnvoll, so schloss Sebastian seinen Vortrag, sei ein „Nutzungsvertrag“ zum Umgang mit Chat GPT zwischen Lehrkraft und Schüler*innen.
Die abschließende Diskussion zeigte, dass alle sich einig sind, dass das Thema Chat GPT und Co einerseits spannend, andererseits in gewisser Weise aber auch gruselig ist. Aber die Welt ging auch nicht unter, nachdem das Telefon, die Eisenbahn, das Auto, das Radio und das Fernsehen erfunden wurden.
Es ändert sich vieles immer schneller. Damit müssen wir uns arrangieren.