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Ebbe an Lehrkräfen - Flut an Stundenplänen (02/18)
Abordnungen wirbeln an den Schulen einiges durcheinander.
Kürzlich tagte der Kreisverband Cuxhaven der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bad Bederkesa. Ein Problem, das allen unter den Nägeln brennt, ist der Lehrkräftemangel an vielen Schulen.
Im Kreis Cuxhaven konnte ein großer Teil der Stellen an Grund-, Haupt- und Real- sowie Oberschulen nicht besetzt werden. Entsprechend können Schulen zum Teil nur 80% der Stunden für ihre Schülerinnen und Schüler durch das eigene Personal anbieten. Da an den Gymnasien die Versorgung noch besser aussieht, helfen Kolleginnen und Kollegen von dort den anderen Schulen durch Abordnungen aus.
Was auf dem Papier nach einer einfachen Rechnung aussieht, sorgt in den Schulen für Chaos und Unmut. Im Kreis Cuxhaven werden Gymnasiallehrkräfte vornehmlich nicht an die Grundschulen abgeordnet, was die GEW lobend hervorhebt. Allerdings sorgt dies für einen Ringtausch: Die Gymnasien ordnen Lehrkräfte an die Haupt-, Real- und Oberschulen ab, woraufhin diese Schulen dann an die Grundschulen abordnen. Dies reißt viele Lehrerinnen und Lehrer aus ihren Lerngruppen.
Die Schülerinnen und Schüler haben dabei nicht nur mit der Umgewöhnung durch den Wechsel diverser Fachlehrerkräfte zu kämpfen, sondern teilweise auch mit dem Wegfall einer Bezugsperson durch die Abordnung ihrer Klassenlehrerin oder ihres Klassenlehrers. Ebenso eine Mehrbelastung: die abgeordneten Lehrkräfte haben zusätzliche Wege zurückzulegen.
Durch diese Abordnungswelle müssen die Stundenpläne etlicher Schulen miteinander verknüpft werden, was nicht immer reibungslos gelingt und sehr zeitaufwändig ist. Kollegiale Absprachen sind nur noch in sehr begrenztem Umfang möglich, da viele Lehrkräfte zwischen zwei Schulen pendeln.
Überraschend kommt diese Situation allerdings nicht: Die Zahlen der Studierenden für die Lehrämter an Grund-, Haupt und Realschulen gehen zurück. Während noch einige die Arbeit mit jüngeren Kindern an der Grundschule vorziehen und dafür eine niedrigere Gehaltsstufe und mehr Unterrichtsstunden in Kauf nehmen, gibt es keinen Anreiz für die Arbeit an Haupt- und Realschulen, denn auch Haupt- und Realschullehrkräfte sind finanziell schlechter gestellt als die Gymnasiallehrkräfte. Dabei unterscheidet sich das Studium aller Lehrämter aktuell weder in der Dauer noch im Anspruch.
Ohne eine bessere Bezahlung dieser Lehrkräfte wird sich an der Misere nichts ändern, zumal die Belastungen der Lehrkräfte an allen Schulformen durch die gesellschaftlichen Veränderungen und einer Fülle von zusätzlichen Aufgaben in den letzten Jahren stark zugenommen haben.
Philipp Brunckhorst
(Referat: Presse)